Dienstag, 6. September 2011

Photopia kriegt 'ne zweite Chance

Auf einem unserer letzten Textadventureabende hatten wir uns Photopia von Adam Cadre vorgeknöpft und fanden es schrecklich dröge (ich berichtete). Wir kamen uns vor, als würden wir nur ab und an mal auf die Leertaste drücken oder Kommandos eingeben, die man uns auf dem Silbertablett präsentierte, und verloren rasch die Geduld; storyorientiert statt Puzzlefest ist ja schön und gut, aber dann bitte auch eine tatsächlich interessante und gut geschriebene Geschichte. Ich habe mich jetzt mit etwas Abstand noch mal alleine drangesetzt und muss meinen Ersteindruck etwas entschärfen, wobei klar bleibt: Das Meisterwerk, als das Photopia gerne bezeichnet wird, sehe ich auch nach dem Durchspielen nicht. Stimmung kommt durchaus auf, vor allem im ständigen Perspektivenwechsel. Wenn man sich drauf einlässt, dass man keinen großen Handlungsspielraum hat und eben eher im Kino sitzt. Im Grunde genommen ein Episodenfilm im Sinne von Robert Altmans Short Cuts, nur eben in einem wesentlich geringeren Umfang und Scope, was auch den Charakteren nicht all zu viele Möglichkeiten zur Entfaltung überlässt. Nichts desto trotz muss das seinerzeit revolutionär gewesen sein, und man kann, denke ich, mit Fug und Recht sagen, dass Spiele wie eben Photopia neue Messlatten in Erzähltechniken gelegt haben. Auch wenn einen das heute nicht mehr so vom Hocker reißt. Neues Fazit: Schon fein gemacht, seinerzeit sicher relativ atemberaubend, aber kein unantastbares Meisterwerk. Und die Szene mit der Reanimation ist ja wohl echt total bescheuert.

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